Durch seine hervorragende städtebauliche Einordung und ausgewogene Architektur verleiht das Gewandhaus - das ehemalige Zunfthaus der Tuchmacherinnung - dem Hauptmarktensemble einen charakteristischen Akzent.
Die Tuchmacherei hatte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts zum Hauptgewerbe in der Stadt entwickelt, konnte sie doch zu diesem Zeitpunkt auf eine nahezu 200jährige Entwicklung zurückblicken. Nach Abbruch des alten Kaufhauses im April 1522, wurde bereits am 9. Mai der Grundstein zum neuen Handelshaus gelegt. Unter Leitung des Meisters Friedrich Schultheiß wurde es in dreijähriger Bauzeit aus Cainsdorfer Sandstein errichtet.
Der zweigeschossige Unterbau mit seiner harmonischen Fassadengliederung und den Stabwerkprofilierungen der Tür- und Fenstergewände zeigt spätgotischen Charakter.
Den nördlichen fünfgeschossigen Giebel (erst 1539 vollendet) zieren gekurvte, rippenartige Stege in spätgotischer Formensprache, während die mit Knöpfen gezierten, steinernen Freibogen auf den Giebelschrägen bereits ein bezeichnendes Beispiel der frühen Renaissance darstellen. Als Zeichen der Tuchmacherzunft gedeutet, jedoch nicht nachweisbar, ist im oberen Giebeldreieck die sogenannte "Brille" oder auch "Schere" zu erkennen. Fahrende Handwerksgesellen mußten einst dieses Wahrzeichen der Stadt gesehen haben, um glaubhaft zu machen, daß sie in Zwickau gewesen waren.
Der Gewandhausturm wurde 1572 durch Blitzschlag zerstört und 1745 in barocker Form völlig erneuert. Nachdem nochmals der Blitz einschlug, wurde er 1952/53 wiedererrichtet. Im Erdgeschoß befanden sich die Brot- und Fleischbänke, die Salzkammer, die Stadtwaage und die Geleitstube. Versammlungen und Feierlichkeiten fanden im großen Saal des ersten Obergeschosses statt.
Hier erfolgte auch die "Gütekontrolle" der jährlich gefertigten rund 20.000 Tuche. Die Dachböden dienten der Lagerung von Wolle. Mit dem dreißigjährigen Krieg setzte der Rückgang der Tuchproduktion ein.
Im Jahre 1826 betrieben von ehemals 200 Tuchmachern nur noch 15 ihr Handwerk. Aus diesem Grund wurde das Gebäude bereits 1812 umgebaut. Seit 1823 finden hier regelmäßige Theateraufführungen statt. Nennenswert ist das erste Zwickauer Schumann-Festkonzert mit Robert Schumann als Dirigent im Jahre 1847. 1883 wurde das Gebäude zum "Stadttheater" erklärt und ist heute Hauptspielstätte des Ensembles des theater zwickau-plauen.
Das Zwickauer Gewandhaus ist ein Denkmal der Architektur und des Städtebaus von internationaler Bedeutung.
Das "theater zwickau" im Gewandhaus ist ein Mehrspartentheater und umfaßt Musiktheater (Oper, Operette, Musical und Ballett), Schauspiel, Konzerte und Puppentheater. Das Gewandhaus, im Mittelalter als Haus der Tuchmacher entstanden, ist heute die Hauptspielstätte mit ca. 430 Plätzen. Kulturelle Erlebnisse erwarten Sie aber nicht nur im frisch rekonstruierten Gewandhaus, sondern auch im Konzert- und Ballhaus "NEUE WELT" (Oper, Operette) mit 450 Plätzen, im umfunktionierten "Theater im Malsaal" (Schauspiel) mit 158 Plätzen und in der "Kleinen Bühne" (Musicals, Chansonabende), einem Studiotheater mit 120 Plätzen. Das Puppentheater in der Gewandhausstraße bietet 180 Kindern Platz. Das Theater in der Mühle (TiM 70-100 Plätze) wird vor allem dem jugendlichen Publikum zugeordnet.