Das dreigeschossige Rathaus bildet mit seiner Länge von 54m die südliche Platzfront des Hauptmarktes zwischen Gewandhausstraße und Innere Schneeberger Straße.
Erbaut wurde es nach dem großen Stadtbrand von 1403, der den Vorgängerbau völlig zerstörte. Bis etwa 1679 zierten lebensgroße Darstellungen die Marktfront, an der sich ein schlanker, achtseitiger Turm erhob.
Nach mehreren Umbauten erhielt das Rathaus in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts im wesentichen seine heutige Gestalt. Hiervon zeugt die neogotische Fassade (1866/1867) mit dem laufenden Zinnkranz und Ecktürmchen. Über dem Haupteingang befinden sich das große Stadtwappen und die ältesten Ratssiegel. 1979 wurden Fassade und Stadtwappen umfassend instand gesetzt und restauriert. Die Erweiterungsbauten in der Schneeberger Straße stammen von 1897/98.
Neben den Amtsstuben befanden sich früher im Rathaus die Rüstkammer, die Gerichtsstube, die Kerker und Marterkammern im Keller, ein Saal im ersten Obergeschoß. Das Erdgeschoß wurde lange Zeit gewerblich genutzt. Von den ehemaligen Räumlichkeiten ist heute nur die Jakobskapelle im ursprünglichen Zustand erhalten. Sie wurde zwischen 1473 und 1477 von Hans von Mergenthal gestiftet und durch Arnold von Westfalen erbaut.
Der im ersten Obergeschoß gelegene Raum diente vor der Reformation dem Rat zur Abhaltung der Gottesdienste. Nach der Säkularisierung übergab sie Bürgermeister O. Lasan 1537 den Ratsherrn als Trinkstube. Später als Archiv und Arbeitszimmer genutzt, dient sie heute als repräsentativer Empfangsraum des Rates. Der langgestreckte, dreijochige Raum ist mit Kreuzrippengewölben überspannt. Die Gewölberippen bestehen aus rotem Cainsdorfer Sandstein, die Wölbflächen erhielten1615 eine barocke Ausmalung. Das Portal mit Elementen später Gotik und früher Renaissance stammt von Steinmetzmeister P. Speck (um 1540). Nach mehreren Instandsetzungen und Restaurierungen stellt sich die Jakobskapelle heute in ihrer der Entstehungszeit entsprechenden Gestaltung dar. Sie steht als bedeutender historischer Innenraum unter Denkmalschutz.
Auf alten Stichen zieren lebensgroße Figuren die Marktfront des Rathauses. Sie sind sozusagen das Werk des von 1497 bis 1521 in Zwickaus Mauern wirkenden Arztes, Ratsherren und zeitweiligen Bürgermeisters Dr. Erasmus Stüler, der seinen Namen zu Stella - "Stern" latinisiert hatte. Er hatte seinerzeit mit großer Fabulierkunst eine Geschichte Zwickaus erdichtet. Als Stadtgründer erfand er einen schwertgewaltigen Recken namens Cygnus (= "Schwan"), der ein Nachfahre des Heros Herkules gewesen sein sollte.
Über dem Haupteingang des Rathauses, welches 1866/67 seine neogotische Fassade erhielt, ist das große Zwickauer Stadtwappen zu sehen. Turm- und Schwanenzeichen - bereits im frühen Mittelalter gebräuchliche Siegelbilder - wurden um 1560 zu "des Rathes großem Wappen mit den Thörmen und Schwanen" vereinigt. Hinzu kamen: zwei Stechhelme als Ausdruck politischer und wirtschaftlicher Stärke des damaligen Zwickau; der Kurhut als Zeichen der Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Sachsen; sieben Fähnchen, vermutlich die sieben Kurfürstentümer symbolisierend, sowie Mauritius als Stadtpatron des Handels. Das Wappen trägt mit Rot und Silber bzw. Weiß die Farben der Stadt Zwickau.