Die Vorfreude am Tag der Aufführung war groß. Zudem lagen Spannung und Nervosität in der Luft, war es doch für die Darstellerin Sophie Hess als auch für die Studierenden eine besondere und vor allem neue Situation. Das Ziel aller Beteiligten bestand darin, die Inhalte und Emotionen des Stückes so zu übersetzen, dass diese bis ins Publikum durchdringen konnten. Der Abend sprach für sich. Das von den Studierenden selbst gewählte Stück „Traurigkeit & Melancholie oder Der aller aller einsamste George aller aller Zeiten“ von Bonn Park begeisterte die Besucher, unter denen sich 22 gehörlose Personen befanden. Drei Studierende der WHZ übernahmen abwechselnd die Rolle der Dolmetscherin und nahmen die Gehörlosen im Publikum mit auf die Reise durch Georges Leben.
Akribische Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg
Unter der organisatorischen Leitung von Susann Müller, Vertretungsprofessorin für den Studiengang Gebärdensprachdolmetschen, erarbeiteten sich die Studentinnen aus dem 6. und 8. Semester das Stück in allen Einzelheiten. Zunächst wurde eine Probe des Stücks besucht, im Anschluss die Rollen untereinander aufgeteilt und die jeweiligen Textabschnitte anhand des Textbuches und verschiedener Ton- und Videoaufnahmen verdolmetscht. Diese Verdolmetschungen wurden unter der Leitung einer zertifizierten Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache (Isabel Foken) bearbeitet und anschließend in der Generalprobe mit dem Ensemble geprobt. Die größte Herausforderung bestand in den zahlreichen Szenen, die mit Musik und Geräuschen begleitet waren. Laura Sesselmann, Studentin im 8. Semester, hat dafür zum einen die Musik und deren beabsichtigte Wirkung mit instrumentalen Gebärden nachgestellt und zum anderen die Geräusche, wie beispielsweise von verschiedenen Tieren, anhand der Deutschen Gebärdensprache verbildlicht und sich dadurch gleichzeitig in sie verwandelt.
Symbiose auf der Bühne
Das Engagement hat sich gelohnt. Eine Stunde lang begleiteten die Studierenden voller Konzentration die Schauspielerin erfolgreich durch die Aufführung. Die positive Resonanz des Publikums am Ende des Stücks bestätigte die Akteure in ihrer Leistung. Auch die Schauspielerin Sophie Hess zog ein positives Resümee: „Es war eine sehr besondere Vorstellung. Ich war am Anfang skeptisch, wie wir alle zusammen in einen Fluss kommen sollen, habe aber dann während der Vorstellung ganz stark das Gefühl von Symbiose verspürt. Alles hat ineinandergegriffen und ich war richtig neugierig den Studentinnen zuzuschauen beim Dolmetschen. Am meisten im Gedächtnis geblieben ist mir, wie die Tiere dargestellt wurden und wie auch die Musik in Gestik umgesetzt wurde. Es ist toll zu sehen, dass da sofort ein interessiertes Publikum ist, wenn wir barrierefreie Stücke anbieten.“
Mit der Umsetzung des Stücks konnte auf eine bereits bestehende Kooperation zwischen der WHZ und dem Theater Plauen-Zwickau aufgesetzt werden. Seit dieser Spielzeit übersetzen Studierende des Studiengangs Gebärdensprachdolmetschen öffentliche Führungen durch das Gewandhaus. Die Termine weiterer Führungen für Gehörlose sind derzeit noch in Planung und werden durch das Theater Plauen-Zwickau bekannt gegeben.
Kontakt:
Westsächsische Hochschule Zwickau
Frau Susann Müller
Vertretungsprofessur
Studiengang Gebärdensprachdolmetschen
Telefon: 0375 536 3446